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Karl der Größte!

Karl Valentin starb schon vor 75 Jahren – amüsiert uns aber immer noch. Welch‘ wunderbarer Wortspieler! Und Schauspieler! Und Sänger! TOP Magazin wünscht sich eine ständige „Valentinade“...! Weil (nicht nur) uns Humor fehlt!

Von wegen, Querdenker gibt es erst jetzt in der Neuzeit! Die gibt’s schon länger. Einer der berühmtesten unterhält und amüsiert uns auch heute noch, 75 Jahren nach seinem Tode: Karl Valentin, geb. als Valentin Ludwig Fey. Der gelernte Schreiner führte die Spedition des Vater rasch in den Bankrott, weil ihm die Brettl-Bühne lieber war. Schon als Kind war  der Lauser Ludwig eher ein Quäl- als ein Schöngeist. Die AZ beschrieb es eher positiv: Er hatte Quälgeist-Qualitäten...

Nun gut. Auf jeden Fall hasste er die Schule (an der Klenzestraße inMünchen), schwängerte mit 25 lieber das Dienstmädchen der Familie Fey gleich zweimal – fand aber mit seiner „anderen“ Art damals schon Gefallen bei Kultur-Größen wie Brecht und Tucholsky. Nicht zuletzt, weil er ein genialer Wort-(Um)Dreher war, was ihn über Münchens Grenzen hinaus so bekannt-berühmt machte. Wir erinnern uns:

  • an den Mann in der Apotheke, der nicht mehr wußte, warum er überhaupt kam. Als ihm Apothekerin Liesl Karstadt, mindestens so berühmt wie Valentin, dann „Isopropyl-Propenyl-Barbitursaures Phenyl-Dimethyl-Dimethylamino-Pyrazolon“ gab, sagte er: „Was? So einfach? Und man kann’s sich dennoch nicht merken. Saudumm!“
  • an sein Nicht-Telefonat mit einer Endlosschleife – „was mich wertvolle Lebenszeit kostete.“ 
  • An seine herrlichen Sprüche wie: „Gesagt ist eigentlich schon alles. Nur nicht von allen!“ Oder: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!“

Episoden über Episoden. Schmonzetten über Schmonzetten. Sottisen über Sottisen. Wobei unter Sottisen ja nicht nur Dummheiten zu verstehen sind, sondern auch Grobheiten.

Die trafen seine geniale Partnerin Liesl Karstadt, die auch außerhalb der Bühne schwer in ihren Karl verliebt war, auch persönlich: Nachdem sie ihm ihre ganzen Ersparnisse anvertraut hatte, ging sein „Panoptikum“ in München dennoch pleite. Nach nur zwei Monaten! Und der als Unternehmer unbegnadete „Kleinkunst-Künstler“ ersetze zu allem Übel für sie die Liesl dann auch noch durch Annemarie Fischer – in Bühne und Bett! A Hund war a scho, dieser Karl. Was ja ur-bayrisch als größtes Lob unter dem weiß-blauem Himmel gilt. Aber Liesl wollte sich danach in der Isar ertränken...

Heutzutage vergessen wir allzu schnell Witze, lustige Instagrams, tic tocs  oder auch Facebook-Finessen – weil sie meist nur Kurzzeit-Schmunzeln hervorrufen.  Humor ist oft schnelllebig, Scherze, Possen und/oder Comedies ebenso. Der besondere, münchnerische Humor von Karl Valentin scheint aber ewig zu (über)leben. Vielleicht, weil er so speziell, so entlarvend, so absurd und so einfach war.

Ich rate jedem (Leser) deshalb, einmal das Valentin-Karstadt-Musäum im Isartor zu besuchen. Weil man dort (außer Mittwochs) so attraktiv-anschaubar das Leben dieses Alltags-Philosophen und seiner Liesl bestaunen und belachen kann. Mit Sonderschau (bis 2.Mai): “Krautwurst & Weißwickel“.

Conny Konzack

Valentin-Karlstadt-Musäum, Im Tal 50, 80331 München. Phone:  089-22 32 66. Turmstüberl: 089-29 37 62
Infos: www.valentin-musaeum.de

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