Wahre Hilfe!

 

 

 

Wie die BayWa-Stiftung Kinderaugen strahlen lässt

Natali, 10, kommt aus Kolumbien, Maria, 11, hat thailändische Wurzeln und Yusuf, 11, ist türkischer Herkunft. Sie verstehen sich, helfen sich gegenseitig, lachen viel zusammen und man möchte meinen, hier, genau hier, ist der Ursprung von Multi-Kulti. Ein Besuch in einer Schule mit überwiegend Migrations-Hintergrund... und einem wundervollen Projekt, das prächtig funktioniert: Alle 22 Kinder der 5. Klasse der Erich-Kästner Ganztags-Realschule in München-Hasenbergl sprechen perfekt deutsch, manche sogar mit leicht bayerischem Dialekt. Man spürt keinerlei Anspannungen und irgendwie herrscht hier Friede und Freude...

...dabei sind wir in einem Stadtteil Münchens, dessen Image schlechter ist als es die vielen schönen Grünflächen rundherum vermuten lassen. Das Münchner Nordstadtviertel wurde jedoch zu Unrecht das Synonym von Armut, Kriminalität und dem Gegensatz von Münchens vielzitiertem Glanz und Glamour. „Dabei ist die Kriminalitätsrate“, so sagt Dagmar Koblinger von Münchens Referat für Bildung und Sport, „hier überhaupt nicht hoch und fast unauffällig. Dafür ist das Pro-Kopf-Einkommen erschreckend niedrig.“ An der Erich Kästner Realschule haben 80 % der 439 Schüler Migrations-Hintergrund. Die stellvertretende Schul-Direktorin Ulrike Wills: „Manche Kinder sind aber schon in zweiter, dritter Genration in Deutschland, unsere Lehrer begleiten sie solange wie möglich und die Disziplin ist erfreulich hoch. Und seitdem wir eine eigene Mensa haben, ernähren sich die Kinder auch gesünder.“

Das ist das Thema unseres Besuches!

Wir bauen alle zusammen zwei Gemüse- und Kräuterbeete aus einem Holzgestell, in dem dann Äste, Laub, Rasenschnitt, Kompost, Erde und später die Setzlinge hinein kommen. Maria, Natali & Co. bohren geschickt – offenbar haben die Mädels ein besseres Händchen... – die Jungs halten die Bretter, bringen die Schrauben, fegen den Dreck weg. Wir, das sind neben den zehn Schülern und 12 Schülerinnen unser Top Magazin-Team mit Chefredakteur, Herausgeberin und Assistentin Stefanie, bauen auch eifrig mit, pflanzen und kochen gemeinsam mit den Schülern. Ein Tag, der uns sehr viele positive Erkenntnisse brachte und der mit einem zünftigen Schulhof-Essen von selbstgemachter Gemüse-Pizza endete.

Zu verdanken haben wir und die Schüler alles der BayWa Stiftung, die unter der Leitung von Maria Thon und ihrem Team um Cornelia Ast, in Bayern und Baden-Württemberg schon 120 (!) Schulen dieser Art besuchte, dort Gemüsebeete und Schulgärten mit baute und zusammen mit den Lehrern hilft, dass die Schüler ihre eigene gesunde Ernährung anpflanzen – und zu sich nehmen. Maria Thon und Cornelia Ast sind immer gut drauf und es ist somit kein Wunder, dass sie für die Kinder rasch zu positiv-pädagogischen Fixpersonen werden...

Gemüse pflanzen – Gesundheit ernten!

Maria Thon, seit sieben Jahren Geschäftsführerin der BayWa Stiftung, hat es sich zur Aufgabe gemacht, echte Hilfe an der Basis zu leisten – u.a. mit dem wunderbaren Projekt: „Gemüse pflanzen. Gesundheit ernten.“ Sie erklärt: „Viele Kinder wissen nicht mehr, wo Nahrungsmittel herkommen, wie sie entstehen und warum eine gesunde Ernährung lebenswichtig ist. Die Folge sind eine zunehmende  Fehl- und Mangelernährung als mögliche Ursachen für Müdigkeit, Konzentrations- und Leistungsschwäche in der Schule. Auch langfristige Gesundheitsschäden und soziale Probleme lassen sich aus falscher Ernährung ableiten.“

Dazu muss man wissen: Die Zahl der übergewichtigen Kinder hat sich in den letzten 30 Jahren um 50 % erhöht, und nur 12 % der Mädchen und 9 % der Jungen bis zum 17. Lebensjahr essen die empfohlenen fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag. Deshalb realisiert die BayWa Stiftung nachhaltige Bildungsprojekte, die zur Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern beitragen. Die Kinder lernen die Bedeutung von gesunder Ernährung kennen, erwerben Kenntnisse über Anbau, Pflege und Zubereitung von frischem Obst und Gemüse zu gesunden Mahlzeiten für den Schulalltag, und das gemeinsame Pflanzen und Ernten schult Sozialkompetenzen wie Verantwortung und Teamgeist.

Die Ernte im wahrsten Sinne des Wortes:

Gesunde Pausen- und Mittagssnacks. Mit Hilfe von Ernährungs-Pädagogen bereiten die Schüler selbst ihre leckeren, gesunden Mahlzeiten zu und erleben beim gemeinsamen kochen und essen, dass Schnittlauch- und Radieschen-Brote nicht nur gut schmecken, sondern auch noch lange gesunde Energie liefern. Ein Ernährungs-Quiz vermittelt zudem spielerisch das Basiswissen über gesunde Ernährung. Zusammen mit der TU München wurde der BayWa Stiftung Ernährungskompass entwickelt. Dieser ist ein buntes Aktionsbuch, welches künftig Lehrer, Eltern und Geschwister der Grundschüler der 3. und 4. Klasse mit einbezieht. Die Ernährungshelden (Hotte Karotte, Heidi Himbeere, Elsa Eiweiß, etc.) vermitteln Kindern spielerisch Wissen über Proteine, Fette, Kohlenhydrate und Vitamine. Er enthält neben kindgerechtem Basiswissen auch Lernspiele und Rezepte zum Nachkochen. Top Magazin ist stolz darauf, Pate für die erste Schule mit ca. 100 Kindern zu werden!

Die BayWa Stiftung leistet auch finanzielle Hilfe

Gemüsebeete, die Pflanzen, das Werkzeug – das alles kostet, doch u.a. durch Fundraising der BayWa Stiftung kann jedoch ein Großteil eingebracht werden. Ein Engagement, das man nicht hoch genug loben kann. Wie erwähnt: DAS ist Nachhaltigkeit! Als Top Magazin in der Münchner Erich Kästner Schule ankam, erlebten wir gleich zu Beginn unseren ersten Schock. Etwa die Hälfte der Schüler kam ohne Frühstück in die Schule. Die Umstände sind meist familiär oder finanziell bedingt. Was wir dann aber an dem Tag dank der BayWa Stiftung erlebten und lernten, ist beispielhaft. An rund 120 Grundschulen Bayerns wurde das Projekt, das 2013 startete, bereits erfolgreich umgesetzt. Über 9000 Kinder haben dabei gelernt, dass Gemüse nicht im Supermarkt wächst... und wie lecker gesundes Essen schmeckt.

Als wir uns verabschiedeten, blickten wir in strahlende Augen. Wenn das viel strapazierte Wort Nachhaltigkeit Sinn macht, dann bei diesem Projekt der BayWa Stiftung!

Conny Konzack, Fedra Sayegh, Stefanie Schober

Ein Lächeln ernten

Wie die BayWa Stiftung mit Gemüse-Beeten Kinder begeistert

Seit 2010 ist sie für die 1998 gegründete BayWa Stiftung verantwortlich: Geschäftsführerin Maria Thon erzählt dem Top Magazin, wofür sich die Stiftung einsetzt, welche neuen Projekte geplant sind und warum der Einsatz für Kinder so wichtig ist.

Was ist der Hauptgrund dafür, dass die Mehrheit unserer Kinder und Jugendlichen zu wenig gute Nahrung zu sich nimmt?

Viele Kinder kommen morgens ohne Frühstück in die Schule und bekommen aus verschiedensten Gründen von zu Hause auch kein Pausenbrot mit in die Schule. Da ist es schwer für sie, ein Bewusstsein für eine ausgewogene Ernährung zu entwickeln. Was ist gesund, was ungesund? Wieso ist eine ausgewogene Ernährung wichtig für mich? All das wissen viele Kinder nicht. Um die Ernährungssituation zu verbessern, hat die BayWa Stiftung gemeinsam mit der TU München ergänzend zu den Schulgärten den Ernährungskompass entwickelt. Das ist ein buntes Aktionsbuch für Grundschüler. Das Arbeitsbuch erklärt den Kindern spielerisch die Welt der Nährstoffe und, wie wichtig ein gesundes Pausenbrot ist. Tolle Rezepte und ein lustiges Ernährungs- und Bewegungsspiel machen das Buch für die Kinder zum Erlebnis.

Ihre Hilfsprojekte seitens der BayWa Stiftung beschränken sich nicht nur auf den Bau von Gemüsebeeten an Schulen, sondern …

…wir realisieren in unserem kleinen Team mittlerweile über 20 Projekte im In- und Ausland. Der Fokus liegt dabei auf Bildungsprojekten in den Bereichen gesunde Ernährung und erneuerbare Energien. International handeln wir nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“: In Tansania bauen wir z.B. gemeinsam mit den Bewohnern Biogasanlagen auf, vermitteln Know-how und schaffen damit neue Arbeitsplätze; in Sambia werden junge Mütter durch eine Ausbildung und Kinderbetreuung auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben unterstützt. Der Schwerpunkt unserer Stiftungsarbeit liegt aber in Deutschland: Dort findet unser Ernährungsprojekt „Gemüse pflanzen. Gesundheit ernten.“ statt, bei dem wir bereits an rund 120 Schulen Gemüsebeete pflanzen konnten. Direkt vor unserer Haustür helfen wir außerdem Kindern und Jugendlichen, die es im Leben etwas schwerer haben als andere. Das Tillmann Kinder- und Jugendhaus in München oder das Sonderpädagogische Förderzentrum in Neuperlach unterstützen wir mit verschiedenen Maßnahmen zur Bildung, Bewegung und gesunden Ernährung.

Wie finanziert die BayWa Stiftung ihre Projekte?

Über Spendengelder. Das Schöne an der BayWa Stiftung ist, dass hundert Prozent bei den Projekten ankommen, weil die BayWa AG die kompletten Verwaltungskosten der Stiftung trägt. Zusätzlich verdoppelt sie jede Spende. Wenn also z.B. 10 Euro gespendet werden, gibt die BayWa AG nochmal 10 Euro dazu. Diese 20 Euro fließen dann direkt in Projekte wie z.B. dem Schulgarten.

Was planen Sie in diesem Jahr noch alles ?

Sehr viel! Da ist einerseits der Ernährungskompass, den wir derzeit an einigen Grundschulen testen und uns freuen, dass er auf so positive Resonanz stößt. Vor allem das Ernährungs- und Bewegungsspiel im Buch kommt bei den Kindern sehr gut an! Zu unserem 20-jährigen Jubiläum im Jahre 2018 erhalten den Ernährungskompass dann alle Drittklässler der Grundschulen, die an unserem Schulgartenprojekt teilnehmen. Das Ernährungsprojekt „Gemüse pflanzen. Gesundheit ernten.“ wird abgerundet mit einer Gesundheits-App für Eltern von Grundschulkindern mit allen Infos über Ernährung, Bewegung und Gärtnern. Außerdem führen wir gerade mit der TU München eine Evaluation durch, um herauszufinden, welche Wirkung der Schulgarten und der Ernährungskompass auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten von Kindern hat. Die ersten Messungen haben schon an den Grundschulen stattgefunden. Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis.

Was ist für Sie persönlich immer das Allerschönste in der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen?

Mir liegen die Kinder und Jugendlichen besonders am Herzen, sie sind unsere Zukunft. Wenn wir gemeinsam einen Schulgarten anlegen, spürt man richtig ihre Begeisterung – in diesen Momenten merkt man, dass man mit seiner eigenen Arbeit etwas bewegt hat. Lachende Kinder, die dazu noch etwas über Ernährung gelernt haben, sind für mich die schönsten Früchte der Stiftungsarbeit.