Einsichten von Dr. med. univ. Eugen Spirk, München. Ein Interview.
Sie sind seit über zehn Jahren professionell mit dem Thema Schönheit und Ästhetik beschäftigt und weisen große Erfahrungswerte auf: Sind Schönheits-Operationen in unserer Gesellschaft mittlerweile akzeptiert oder bestehen noch Ressentiments?
Insgesamt beschäftige ich mich mit dem Thema sogar schon 20 Jahre und stelle fest: Ja, gewisse Ressentiments bestehen noch – wenn man die Schönheits-Chirurgie oberflächlich betrachtet. Aber besonders die 20 bis 30jährigen Frauen sind heute viel offener. Das hängt einerseits sicherlich auch an den Social Media, aber in erster Linie daran, dass heute technisch-medizinisch viel mehr machbar ist, weil sich die Methoden verfeinert haben, u.a. dank der Hyaluronsäure. In der Zahnmedizin wurden ja ähnlich große Fortschritte gemacht.
Ich stelle aber auch fest, dass die Patientinnen über 50 Jahre deutlich zunehmen, weil das biologische Alter gegenüber früher heute einfach zehn bis 20 Jahre zum chronologischen Alter zurückgeschraubt ist. Das eigentliche Alter wird von der Frau akzeptiert, aber sie sagt sich heute viel eher: Wenn noch etwas geht, warum nicht? Ich spreche da gerne vom Lifestyle-Alter...
Gibt es keine Bedenken bei sehr jungen Frauen?
Doch, doch, die müssen oft aufpassen, nicht allzu sorglos mit dem Thema Schönheits-OPs umzugehen. Ich habe mich auf Gesicht, Brust und Bauch spezialisiert und erkläre vor allem den jungen Frauen immer, dass es nicht nur erstrebenswert ist, beispielsweise einen größeren Busen zu bekommen, sondern vor allem einen schönen. Deswegen heißt es bei mir auch nicht nur schlicht Busen-OP, sondern Brust-Optimierung! Es ist mittlerweile ein großer Markt entstanden, aber für mich hat die Plastische Chirurgie auch eine moralische Komponente.
Möchten die Frauen meist echte Operationen oder eher leichte Eingriffe, Glättungen, etc.?
...eindeutig leichte, schonende Eingriffe, keine krasse Chirurgie! Wir bewegen uns in meiner Praxis in der Münchner Innenstadt aber schon in die Richtung einer sogenannten „Hybrid-OP“, z.B. einem Mini-Facelift in Kombination mit einer Oberflächen-Behandlung der Haut durch ein Peeling. Es gibt heute für die Patientinnen, gottlob, viel mehr schonende Möglichkeiten und die Technik ist stark verbessert, aber das ästhetische Auge, das Handwerk und wie erwähnt die Moral sind für mich immer noch unerlässlich!
Sie haben den Begriff „Face-Design“ kreiert. Was versteht man darunter?
Zum Beispiel diese genannten Kombi-Behandlungen eine Stufe unter einer Operation. Die meisten Patientinnen informieren sich darüber, natürlich auszusehen, haben aber immer noch die Möglichkeit, nachbehandelt zu werden.
Erklären Sie bitte die Unterschiede und die Bedeutungen zwischen „Beautyfication“, „Anti Aging“ und „Type Changing“:
Zum Ersten gehört die eher junge Frau zwischen 20 und 30, die überwiegend Lippen-Vergrößerungen sowie die erwähnten Brustform-Optimierungen möchte. Anti Aging ist eher für die Frau zwischen 30 und 50, vornehmlich fürs Gesicht. Ich spreche da von einer „Minderung der Zeitzeichen“, die durch Beruf, Stress und Alltag entstanden sind. Bei den über 50jährigen kommen vermehrt kleine chirurgische Eingriffe bzw. Straffungs-Operationen hinzu. Beim „Type Changing“ muss ich auch die multikulturelle Ästhetik berücksichtigen: Eine Deutsche denkt anders als eine Russin. Manche Ausländerin mit ganz anderem Background – auch ethnischem – möchte oft ihren ganzen Typ ändern, z.B. die Augen europäischer gestaltet haben, etc.
In allen Fällen nehme ich mir für jede Anamnese pro Patient bis zu eineinhalb Stunden Zeit. Bei mir gibt es kein „Botox-to-go“...!
„Health & Ästhetik“. Erklären Sie uns bitte Ihre Philosophie…
...die ist einfach: Gesundheit kommt zuerst! Die Ästhetik ist zwar gleichwertig, da ist für mich wichtig, dass sich die Energie, die eine Frau – oder auch ein Mann – innerlich noch hat, auch äußerlich zeigen soll.
Wie sieht die „Hitliste" der Behandlungen in ihrer Praxis aus?
Brustform-Optimierungen und Lippen-Behandlungen bei den Jüngeren, Ober- und Unterlid-Behandlungen sowie Bruststraffungen bei den 30 bis 50jährigen und schließlich Bauchdecken-Straffungen. Immer unter der Abwägung: Was passt perfekt zum jeweiligen Typ?
Sie sprachen gerade auch Männer an. Ist deren Abneigung vor Schönheits-Behandlungen gesunken?
Auf jeden Fall! Der moderne Mann hat erkannt: Er darf Falten haben, darf sich aber auch „erfrischen“ lassen! Die Akzeptanz bei den Männern für Schönheits-Behandlungen ist viel größer geworden. Auch da betrifft es Unter- und Oberlider, und Fettabsaugungen an den Hüften, den sogenannten „love handles“, und am Bauch. Die Bauchwände sind beim Mann dicker, daher kann Er auch gute Ergebnisse erwarten. Das Risiko ist heute sehr gering. Drei kleine Einstiche, das war’s!
Und wenn Er oder Sie doch faltenfreier sein möchte...?
Lebens- oder sogenannte Zornesfalten behandele ich nur durch Unterspritzungen mit den allerbesten Premium-Produkten von Hyaluron, die meist aus den USA kommen. Wichtig ist bei diesem Zuckerwasser bzw. -Gelee die hohe Viskosität. In Anlehnung an einen Werbespruch sage ich immer: Das Beste oder nichts! Deshalb sind diese hochwertigen Produkte auch teurer. Ästhetik auf Billig-Niveau geht gar nicht!
Was für viele Erst-Patienten sicherlich wichtig ist: Wie ist mittlerweile die Haltbarkeit von Veränderungen und Verschönerungen?
Ich vergleiche es mit einem Blumenstrauß. Auch wenn eine einzelne Blume verwelkt, ist der Strauß oft noch sehr ansehnlich. Übertragen heißt das: Man sieht immer noch ein gutes Ergebnis, kann aber nach einem oder mehreren Jahren eine Auffrischung vornehmen. Ich habe viele Patienten, die dies wahrnehmen. Botox und Hyaluron halten heutzutage neun Monate, ein Fadenlift oft eineinhalb Jahre. Die Plastische Chirugie, wie ich sie betreibe, ist für mich die Königsdisziplin der Schönheitsbranche. Die Patienten kommen ja ohne Leidensdruck zu mir und möchten nur nutzen, was machbar und mittlerweile gängig ist.
Infos: www.plastischechirurgie-drspirk.de